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Tagwache um 7.30 Uhr – endlich schlafen nach dem gestrigen Reisetag.
Max holt Frühstück, Flo fotografiert die Villa bei Sonnenaufgang, Manuel macht Yoga (ab einem gewissen Alter ist das mit dem Dehnen ja doch nicht so blöd), ich mache Kaffee und begebe mich auf die Blackroll.
Als ich zurückkomme, ist Manuel schon dabei, das Frühstück zuzubereiten. Manchmal habe ich zwar das Gefühl mit Kindern unterwegs zu sein, aber die zaubern nicht so ein perfektes Frühstück. Weiche Eier, Speck, Obst, Gemüse, … alles was das Herz begehrt. Wie schon am Vortag beteiligt sich jeder mit einer Selbstverständlichkeit an Haushalt, Planung und Organisation irgendwo irgendwie so gut er kann.
Ich bin in Gedanken gerade ganz woanders, als es schon wieder um das eine Thema geht. Männer. Wer hätte gedacht, dass etwas 24/7 so dominieren kann? Kaum ein Gespräch, in dem nicht irgend eine Anspielung oder Witz kommt. Ich dachte, pubertierende Jungs wären wild. Männer in den 40ern sind nicht anders. Bleibt also vermutlich immer so? Dann ist die Midlife Crisis eine Illusion und Pubertät ebenso. Ich selbst deklariere mich ab sofort als neutrale Schweiz. “Redet nur, Männer, ich höre zu (und schreibe es später auf).”
Nach dem gemütlichen Frühstück sind heute 2 Touren geplant. Erstmal wieder auf die furchtbare Kurvenstrecke ins Auto hinauf Richtung Kloster Luc. Ich beneide die Radfahrer, die hier Serpentine für Serpentine hinauf radeln dürfen, vielleicht mit brennenden Waden, aber so ganz ohne Brechreiz.
Nach vielen Kurven und noch mehr Überholmanövern erreichen wir unseren Parkplatz und suchen den Einstieg in unsere erste Runde. Bereits nach 200 Metern gelangen wir an einen Zaun mit dem Schild ‘Privado’. Was jetzt? Irgendwie ist ja im Süden alles privado. Flo meint aber, das Küstengebiet ist grundsätzlich für Wanderer freies Gelände. Es bricht eine hitzige Diskussion aus, ob wir uns nun strafbar machen oder nicht, was mit der Versicherung passiert und so weiter.
Wir haben, wie im letzten Artikel erzählt, mit Max einen Risk Manger und Versicherungsprofi mit dabei.
Zivilrecht, Strafrecht, was auch immer.
“Wenn es keine strafbare Handlung ist, dann kann das Strafrecht nicht greifen, dann ist es Zivilrecht.” “Na, ist das, was wir hier machen, jetzt strafbar oder nicht?” Irgendwie nicht. Oder doch. Grauzone. Ach, gehen wir doch einfach rauf. Es sind ja doch nur Esel und Ziegen hier, die werden wir schon nicht stören. Die tote Kuh mitten am Weg ist außerdem der beste Beweis, dass hier nicht sehr oft jemand vorbei kommt.
Je steiler, desto geiler.
Wir klettern auf und ab, es wird gesungen. Sascha versucht offensichtlich, das etwas mulmige Gefühl mit kurzen Gesangseinlagen auszublenden. Aufwärts geht’s ja immer irgendwie, abwärts möchten wir hier aber alle nicht mehr. Die Männer verlassen sich auf Routen und Heatmaps. Mein kurzer Einwand, dass im Prinzip ‘jeder Depp’ so eine Route zeichnen kann, wird nicht aufgenommen. Auch nicht von mir selbst. Macht zu viel Spaß und ein halb zerfallenes Steinmännchen taucht ja doch von Zeit zu Zeit auf.
Ob wir schon im militärischen Sperrgebiet oder doch noch im eigentlich offenen Küstengebiet (wie weit das reicht und ob das die gesamte Insel betrifft, weiß auch niemand), ist offen. Die Aussicht ist zu schön und die Tatsache, dass wir zu fünft unterwegs sind, macht alles ein bisschen einfacher. Der Grat ist wirklich wunderschön und so genießen wir ganz einfach den Trail und das Herumspringen auf den rauen Felsen. In die stacheligen Grasbüschel, die beim kleinsten Kontakt Knie und Schienbeine zerkratzen und blutend hinterlassen, sollte man zumindest nicht mit den Händen greifen.
Die Aussicht ganz oben nahe dem Puig Major ist atemberaubend, zum Glück finden wir dann auch einen ganz guten Abstieg, der nach einer Weile sogar laufbar wird.
Erst einmal Refill
Beim Auto angekommen wartet unsere Kofferraum-Labestation: Cola, Bananen, Haribo Zeugs, Cracker und Kekse. Schnell wird einiges verschlungen und dann geht es schon weiter zu Runde zwei.
Ein felsiges auf und ab, es ist aber deutlich laufbarer als zuvor. Wir sind jetzt auf Teilabschnitten des bekannten GR221 Wanderweges unterwegs und so treffen wir jetzt sogar auf viele Wanderer. Nach ein paar Kilometern macht sich Müdigkeit breit und das lang ersehnte ‘Refugio’ = Hütte will nicht auftauchen. Irgendwann erspähe ich dann doch ein Dach in der Ferne und schnell steigert sich das Tempo. Immerhin warten dort Cerveza (Bier), Fanta Lemon und Kaffee. Die kleine Pause tut gut!
Danach läuft es wieder runder, es sind noch gut 7 Kilometer bis zum Auto. Manchmal taugt eine Ziege auf, jeder läuft sein Tempo, immer wieder wird zusammen gewartet. Kurz gesagt: Alles bestens.
Nach dem Trail ist vor dem Einkauf. Ein bisschen Gemüse für die Burger, ein schneller Proteindrink, Eis macht die Jungs glücklich, dann geht’s nach Hause in die Villa.
Regeneration = Burger
Das mit dem Dehnen, Blackroll, Massagepistole wird am Abend nicht mehr so ernst genommen. Der Fokus lautet: Speicher füllen. Heute stehen Burger am Programm. Schnell wird also der Grill angeworfen, ich mache als Vorspeise Curry-Reisbällchen, den Rest lasse ich den Männern über. Männer am Grill und so. Plötzlich sind nämlich alle weg – natürlich am Feuer vorzufinden, mit Bier in der Hand. Die Burger Patties brutzeln, darüber kommt Cheddar Käse, Grillgemüse und so weiter. Nicht basisch, kein Sportleressen, aber ein herzhaftes Urlaubsessen. Ein klasse Tag und wir sind bereit für den nächsten!
Bilder. Florian Böttcher