02:30 am Morgen. Der Wecker klingelt. Warum zum Teufel… ? Ah – es dämmert – wir fliegen heute nach Mallorca! Wir, das sind 4 Jungs und ich von unserer Mühl4Trail Laufgruppe.
Also aufstehen, ein schneller Kaffee, ein Stück Semmel, nochmal kurz überprüfen ob der Reisepass sicher mit dabei ist und dann steht schon Sascha vor der Tür. Die Anreise zum Flughafen ist minutiös geplant. 3:15 Abfahrt in Liebenau, 3:40 Abholung Flo in Lasberg, restliches Zusammentreffen und Abfahrt um 03:55 Uhr in Kefermarkt. Geplante Ankunft in Wien am Parkplatz um +- 6 Uhr. Nicht exakt eingerechnet: Das Packen. Schließlich brauchen wir zu fünft maximal 2 Koffer – geht sich locker aus. Stöcke, Schuhe, Elektrolyt Getränke, ein Berg Gels, all das hat überhaupt gar kein Gewicht. So spart man vielleicht keine Nerven, dafür aber Geld, das man wiederum für spanisches Bier ausgeben kann.
Lasset uns packen
Während der Autofahrt wird noch eifrig besprochen, was nun in den Koffer muss und welche Arten von Akkus dort ganz sicher nicht hinein dürfen. Um ziemlich genau 6 Uhr parken wir kurz vor dem Parkplatz, um eben umzupacken. Ein Kinderspiel.
Der Abflug ist um 8:20 Uhr und man sollte mit Aufgabegepäck ja eigentlich etwa 2 Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Das wird eher nix, aber wir denken hier positiv. Meine 4 Jungs sind zwar überaus organisiert, aber Planung ist bekanntlich nur die halbe Miete und so richtig flug-routiniert ist von ihnen niemand. Nicht böse gemeint, nur irgendwie ein bisschen lieb. Die lustige Idee, sich noch irgendwo ein Frühstück zu organisieren, wird zum Glück schnell begraben, denn spätestens beim Versuch die Koffer zu schließen (fest drauf drücken, drauf setzen, .. ), wird klar, dass Essen jetzt sicher nicht Priorität ist.
Irgendwie wird das ganze Zeug in die Koffer gestopft und irgendwie lassen sie sich schließen. Versicherungsprofi Max versichert sich mittels Koffergurt, dass der Reißverschluss ganz sicher nicht reißt. Die mitgebrachte Kofferwaage von Sascha zeigt kein Gewicht, sondern nur ‘low’ – Batterie leer. Als Expertin darin, meinen Koffer bei sämtlichen Flugreisen punkto Gewicht ans Limit zu bringen, hebe ich den Koffer auf: “Hmm, das könnte sehr knapp werden.” Manuel, deutlich stärker als ich, empfindet das anders: “Nein, der hat sicher keine 20 Kilo.” Muskeln verzerren leider die Realität.
25 Kilo – knapp am Ziel vorbei
Wir sollten jetzt wirklich zum Parkplatz fahren. “Manueeeel, da geht’s rein!” Chaffeur Manuel fährt fast bei der Einfahrt vorbei, es wird lauter im Auto. Die Nerven sind offensichtlich schon ein bisschen dünn. Endlich im Terminal geht es zur Kofferwaage. 21,6 und über 25 Kilo. Ryan Air ist bekanntlich nicht sehr kulant, also werden die Koffer wieder geöffnet. Was soll denn da jetzt raus? “Kommt schon, Schuhe raus, Elektrolyt raus, das ganze Zeug ist schwer und muss woanders rein.” Nur die gefühlt 20 Gels von Max müssen ganz sicher da drin bleiben. Flüssigkeitsbestimmungen und so. Wir belagern den ganzen Platz um die Kofferwaage. Sascha kümmert sich um die herumliegenden Sachen und meint trocken: “Sonst haben wir nämlich gar kein Gepäck mehr.”
Irgendwie bekommen wir es letztendlich hin, dass Koffer 1 nur 20 Kilo und Koffer 2 knappe 21 hat. Der Mitarbeiter am Flughafen dürfte irgendwie Mitleid haben, denn mit ein bisschen schummeln und anheben klappt es mit dem Baggage Tag und wir dürfen endlich zum Security Check. Alles problemlos. Es gibt jetzt nur noch ein Ziel: Essen.
Bei den Gates ist nicht viel los und so bekommen meine ausgehungerten Männer alle ein Sandwich, Süßigkeiten und mehr und sind wieder glücklich. Ich habe eine Semmel dabei, offensichtlich nicht vegan. Da ist nämlich nicht nur Hummus sichtbar, sondern auch Schinken. Echter Schinken. Keiner sagt es so ganz direkt, aber die Erleichterung ist spürbar. “Du bist also nicht vegan?” Nein, nein, wir können ganz normal kochen und essen! Was für ein Glück, sind wir doch in einer Villa untergebracht, wo wir gemeinsam kochen und so steht BBQ und Co. nichts im Wege.
Der Flug ist unspektakulär, wir landen pünktlich in Palma.
Der Hunger-Downhill
Die Koffer sind angekommen, weder Reißverschlüsse noch Hartschale sind kaputt. Jetzt wird noch das Mietauto abgeholt. Auf nach Palma City. Ziel ist die Kathedrale, ein bisschen herumschlendern und etwas essen. Nachdem der Verkehr stockt, keine einzige Garage einen freien Platz hat und es bereits nach 12 Uhr Mittag ist, geht die Stimmung bergwärts wie ein Downhill. “Das ist jetzt echt nicht mehr lustig.” “Wenn das so weitergeht, fahren wir gleich weiter.” “Ich hab jetzt echt langsam Hunger.”
Die Kathedrale ist völlig nebensächlich, wir brauchen einen Platz in einer Garage. Spanische Garagen sind ein eigenes Thema, aber irgendwie schaffen wir es doch, einen Platz zu ergattern. Am Weg in die Stadt werden Google Rezensionen der Restaurants gelesen. Hilft nichts, wenn alles zu hat. Man kann sich dann doch schnell auf eine nette Tapas Bar einigen. Erstmal ein Bier für meine Männer! Das Essen ist bestellt – und kommt zum Glück schnell an. Da kommt schon der nächste Stimmungs-Uphill. Uns geht’s gut, so soll es sein!
Nachdem wir unsere Villa erreicht haben, vom netten spanischen Vermieter eine Flasche Rotwein und 5 Dosen Bier bekommen haben (wird natürlich gleich getrunken, gehört sich so), ist es Zeit für den ersten großen Einkauf. Zwei Wagen werden gut gefüllt. Von Gemüse über Reis, Burger, Kaffee, Olivenöl, Bier, einer Menge Knabberzeug und Süßigkeiten für unterwegs bis zum Klopapier haben wir alles mit dabei.
Es wird Zeit für unseren ersten Trail, Männer!
Während ich in letzter Zeit zu viel gearbeitet habe, haben die 4 eigentlich die ganze Reise geplant und so auch die Touren ausgearbeitet – Danke dafür! Wir fahren hinauf Richtung Kloster Luc, niemand kotzt trotz der Kurven in das Auto und so starten wir in den Anstieg. Einer hat schwere Beine, der andere läuft ganz locker. Nach einem kompletten Reisetag tut es auf jeden Fall gut, endlich draußen zu sein.
Unser Ziel ist der Puig d’en Galileu, eine Runde mit etwa 11 Kilometern und 700 Höhenmetern. Wir genießen da oben trotz des eiskalten Windes einen wundschönen Sonnenuntergang. Mit Stirnlampen geht es wieder abwärts, ich weiß es sehr zu schätzen, dass immer gewartet wird. Gruppen sind immer verschieden, aber hier weiß ich, dass ich mich auch bei einer Klopause im Dunkeln darauf verlassen kann, dass niemand davon läuft. Das ist wirklich schön.
Hemmungslose Gespräche
Jeder Schritt hier auf Mallorca in dem steinig technischen Gelände muss gut sitzen, wir lassen uns Zeit und genießen das angenehme Klima. Geschwitzt wird trotzdem und bei der Rückfahrt werfe ich die Frage in den Raum – oder ins Auto – ob Männer eigentlich selbst riechen, dass sie stinken. Egal ob mit Shirt oder oben ohne neben mir, es herrscht ein gewisser Odeur im Auto. Die Antwort ist also einstimmig: “Ja!” Alle nehmen es mit Humor, die Frage (die sich viele Frauen stellen) wäre also geklärt. Auch sonst geht es recht hemmungslos zu. Furzen unter Männern – kein Problem. Rülpsen ebenso. Das Thema Toilettengang sehr offen behandeln? Völlig normal. Das Thema Sex ist sowieso omnipräsent.
Es ist, als wäre ich mit Kindern ohne Hemmungen unterwegs. Ziemlich ungewohnt, es macht das Leben aber auch einfacher, unkomplizierter. Schließlich muss nicht immer alles tiefgründig sein, jeder sagt was er denkt und damit hat es sich, auf gut deutsch gesagt.
Ein gemütlicher Ausklang bei Omelette mit Speck
Zurück in der Villa lasse ich die Männer erstmal duschen und kümmere mich gerne ums Essen. Eine Schachtel Eier mit etwas Speck als Omelette gebraten, dazu Gemüse, Reis und frisches Baguette mit gesalzener Butter. Herrlich. Danach wird in Windeseile aufgeräumt, die vier sind perfekte Hausmänner. Während ich tippe, höre ich noch Bierdosen knacken. Der Abend geht also gemütlich zu Ende und alle freuen sich auf die Trail-Tour am nächsten Tag….
Bilder: Florian Böttcher / @trackbeard
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