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Rennbericht von Manuela Dietzinger. Titelbild: sportshot.de
Mit dem längsten Ultra Trail Österreichs in den Kitzbüheler Alpen dem Himmel und meinem persönlichen No-Go so nah!
Von Donnerstag, 4. bis Samstag, 6. August fand in Fieberbrunn in Tirol der „KAT100“ statt. Er ist Österreichs längster Ultra-Trail und die Strecke führt über die schönsten und forderndsten Gipfel der Kitzbüheler Alpen.
(Ultra-)Trailrunner ist gleich (Ultra-) Trailrunner, oder etwa doch nicht?
100 Meilen, zwei Freundinnen und zwei ganz verschiedene Typen von Ultraläufer …
In diesem Jahr sollte es endlich soweit sein. Wir – also Vroni und ich (Manu) knacken gemeinsam im Team den 100 Meiler (177 km) beim längsten Ultratrails Österreichs – dem KAT100 in Fieberbrunn. Doch bekanntlich kommt es oft anders, als man denkt und so haben wir uns kurzfristig umentschieden. Umentschieden, aufgrund der etwas desaströsen Wetterprognose jenseits der 30 Grad Marke, „nur“ den Endurace Trail mit 91km und 5.100 hm am zu laufen. Geplant war der „Ekiden Trail“. Ein gemeinsamer Staffellauf, beginnend am Donnerstag Abend um 18:00 Uhr mit dem 1. Part auf 91km und 5.100 hm und den 2. Part am Freitag, mit 84km und 4.900 hm, wenn der erste Läufer in Kitzbühel eingelaufen ist und die Staffel (den Tracker) überreicht hat. Dies hätte aber in diesem Jahr für den 2. Läufer (also mich) geheißen, am Freitag bei brütender Mittagshitze und zudem in der Nacht bei angekündigten Gewitter zu laufen. „Ok, mia san ja spontan!“ Pläne also geändert und Start für mich auf Donnerstag 18:00 Uhr vorverlegt.
Großer Vorteil für Vroni – als passionierte Nacht-Ultra-Eule, kleiner Nachteil für mich. ABER auch Gelegenheit für Earlybird-Sprinterin ihre Wohlfühlbubble zu zerstechen und endlich mal eine Nacht im Ultrarace durchzulaufen.
Auf die Plätze, Sauna, fertig, los!
Also, gesagt getan. Vroni voller Vorfreude die Nacht durchzupanzern, ich eher etwas zerstreut mit leicht murmeligen „was tu ich da eigentlich-Gefühl“ checkten wir am Donnerstag ab erst im AllSuite Resort Aparthotel direkt im Zentrum in Fieberbrunn, unweit vom Start ein und holten unsere Startunterlagen. Danach entspannt, packen, umziehen, mentales Einstimmen und natürlich gut essen. 😉
Start um 18:00 Uhr Dorfplatz Fieberbrunn. In einem überschaubaren Starterfeld ging`s relativ zackig auffi bei um die 31 Grad Richtung Wildseeloder. Einfach griabig, wenn man schon saunamäßig schwitzt, ob wohl man noch gar nicht wirklich losgelaufen ist. Doch zum Glück ging es unweit des Starts, nach kurzer Straßenpassage ziemlich bald in den kühlenden Wald mit 10km und 1300 hm, über flowige Trails zum beeindruckenden Wildseeloder See zur ersten Labe. Wo wir auch herzlich angefeuert und verpflegt wurden.
Inklusive leichtem Lüftchen machte es den Aufstieg auf den letzten Kilometer und ca. 150hm zum Gipfel mit traumhaften Sundowner-Ausblick auf die Kitzbühler Alpen umso leichter. Ich sag nur: Ausblick war definitiv #instagramable 😉
Von hier geht es dann recht flott Downhill über leicht technisch angehauchte Trails und auch recht bald zum ersten Abschnitt des 15 km langen Forst und Asphalt Straßen-Downhills. Dazwischen, besser gesagt pünktlich zum Sonnenuntergang und dem Aufsetzen der Stirnlampen, überkam mich die erste Müdigkeit, sowie auch das erste Gefühl etwas ausgelaugt zu sein. Mein Biorythmus sagte einfach: „Jetzt bitte schlafen gehen!“. Gut, dass Vroni nicht unbedingt den Berg runterballern musste. Sie weiß halt, wie es so beim Ultra „läuft“. Denn, nach dem Abstieg folgte – danke B`JAK – wieder 5km auf Asphalt! Wie wir beide das lieben, kann ein jeder Trailrunner bestens erahnen. Und da war es schon: das erste richtige „Hängerchen“, sodass wir beide das Gefühl hatten nun ein wenig gehen zu müssen.
Gleich nach der VP2 ging es zum Aufstieg über 500 Höhenmeter bis zum blau leuchtenden Jakobskreuz. Ab hier hatte sich das Läuferfeld schon weit auseinandergezogen, sodass wir nur noch vereinzelt auf Mitläufer trafen. Der Weg nach oben war plötzlich wieder wesentlich einfacher, trotz kurzem auf Aufpieksen am Oberarm am dem Stacheldrahtzaun. Oben angekommen, ab hier hatten wir inzwischen knapp 30km und 2.100 hm hinter uns gelassen, ging es auch schon wieder weiter, auf Forststraße. Im Gegensatz zur altbekannten Streckenführung des Marathon Trails der letzten Jahre darf man nun quasi ganz entspannt 5km ins Tal hinab Rollen. Da Vroni noch eine alte Streckenführung auf ihrer Uhr hatte konnten wir die B`Jaks Beschilderung auf Herz und Nieren gegentesten. Unten angekommen ging es erst mal ein gutes Stück Richtung Sankt Ulrich im flachen dahin bis hier ging es uns noch relativ gut und wir liefen optimistisch weiter bis zur nächsten Labe. Dort wurden wir hier sehr herzlich und viel Witz in Empfang genommen sowie bestens verpflegt. Sogar eine Massage wurde uns angeboten.
Ab hier beginnt für uns nun Neuland.
Vroni freut es, mich weniger. Die letzten Jahre ging es für uns immer über die Steine an der Stiege nach oben. Dieses Mal halten wir uns mit circa 10 km und 300 Höhenmeter recht flach bis zur nächsten VP in Waidring. Vroni betonte immer wie schön es doch hier auf dem flowigen Waldpfad sei. „Ja, echt? Ich seh nix!“ Ich merkte zu dem Zeitpunkt irgendwie schon dass, mir das Laufen im Dusteren einfach nicht so viel Freude bringt. Im Gegensatz zu Vroni kann ich mich nicht ausschließlich auf den Leuchtkegel erfreuen. In Waidring angekommen musste ich mich als erstes mal ganz ruhig setzen. Die Müdigkeit und inzwischen auch ein kleines Wehwehchen im rechten Pomuskel (auch als Piriformis bekannt). Wenn er sich verspannt und verhärtet, kann er den Ischiasnerv reizen – das führt zu Schmerzen im Gesäß, die oft hinten ins Bein ausstrahlen.) Zwei Teller Nudelsuppe – oh YEAH, es gibt echt nix Besseres, wenn man seit Stunden bei schwülwarmer Luft am saften und dehydrieren ist, ein frisches Shirt , sowie liebevolle Ansporn Sprüche von Vroni („Jetzt aber weiter!“ 😉 halfen mir mich schnell wieder aufzurappeln und den nächsten Anstieg mit 15 km und 1300 Höhenmetern bis zur nächsten Verpflegungsstation kurz nach dem nächsten Gipfel zu erklimmen.
Race over – und aus is!
Doch schon bald nach satten weiteren hardcore 400 Höhenmetern wurde schon klar dass die Hüfte beziehungsweise der Muskel dort nicht mehr so viel Lust hatte und sich gegen den Aufstieg regelrecht „sperrte“. (Oder vielleicht auch mein Mindset der sich dann auf die Hüfte knallhart niederschlug) .Vroni und ich versuchten es etwas langsamer. Danke an Vroni für deine große Geduld vor allem was meine kleinen Stimmungsschwankungen betraf. Aber ein aufgeben ist nicht so meine Sache, dafür ist einfach mein Ehrgeiz zu groß. Schluss endlich beschlossen wir gemeinsam, besser gesagt Vroni hat dann beschlossen (was auch die beste Entscheidung war), es nicht weiter zu versuchen. Denn die nächste Verpflegungsstation, die auch nur Wasser vor Ort hatte befand sich oben auf dem Berg und mussten wir erst vermutet hatten im Tal in Sankt Johann. Das Risiko dass ich nicht mehr weitergehen konnte war einfach zu groß. Manchmal siegt bei mir auch die Vernunft. Alle Versuche Vroni zu überzeugen, dass sie alleine weiterlaufen soll, weil sie bestimmt aufs Stockerl gelaufen wäre, scheiterten. Zum Glück meinerseits! Liebe Vroni, herzlichen Dank dafür! Also samma wieder obi. Leider dann tatsächlich auch nur noch im Gehen die Hüfte macht ihr immer mehr zu und jeder Schritt war nach insgesamt 10h, 55k und 2.900 hm nur noch mühsam. Im Waldring an der Labe angekommen waren bereits die Helfer mit dem Abbau fertig. Letzter Läufer war durch.
@Vroni Heidrich/ @Manuela Dietzinger
Mittlerweile war es knapp 5:00 Uhr morgens und wie wir feststellen mussten der wohl denkbar ungünstigsten Zeitpunkt Waidring im Outback zu stranden. Denn leider gab es von hier keine Möglichkeit zu unserem AllSuite Hotel nach Fieberbrunn zu gelangen. Kein Bus, kein Taxi, keiner, der uns als stinkige Tramper mitnehmen wollte. In diesem Fall: herzlichen Dank an Marion vom Tourismusverband! Ohne dich würden wir wahrscheinlich immer noch am Ortseingang sitzen. Als ich sah dass sie im WhatsApp Status bereits so früh online, war habe ich die Chance ergriffen und sie gleich nach Rat gefragt. Der Tipp mit dem Taxi Toni, der auch schon vor dem Frühstück Taxi fährt, war unsere Rettung. Glücklich und mehr als schläfrig, freuten wir uns erst einmal ein paar Stunden in unserem gemütlichen Bettchen schlafen im Apartmenthotel zu dürfen.
Wer nicht läuft, der cheert.
Am Freitag hatten wir dann nur eine Mission: schlafen, lecker frühstücken und ab an den Pillersee. Entspannen und Beine im eiskalten Wasser regenerieren. Den Kidstrail am Freitag Nachmittag mussten wir leider sausen lassen.
Bevor wir am Samstag dann unseren Job als Cheerleader für die Läufer des Speed- und Marathon Trails am Berg in die Tat umsetzten. Die Marathontrailies starteten pünktlich um 7:00 Uhr mussten sich allerdings auf eine, wegen hoher Gewittergefahr mit zwei Bergrunden freuen. Die Speedies, waren auch verkürzt unterwegs und mussten etwas früher, bereits um 8:00 Uhr starten. Einfach toll, so viele bekannte Gesichter der Trail Running Community auf der Strecke oder im Ziel zu sehen. Es ist auch immer wieder unglaublich wie frisch doch die Leute im Ziel aussehen, obwohl sie gerade über zig Stunden gelaufen sind. Der letzte Läufer des 100 Meilers war sogar knapp 47 Stunden unterwegs! Dieser bekam natürlich, wie auf Thomas Events üblich, einen besonderen Preis. Verdient wurde er nicht nur mit einem extra Bier und Schärpe belohnt, sondern erhielt auch die Lampe des letzten Läufers bei der Siegerehrung.
FAZIT
Tja, es läuft halt nicht immer alles so, wie man denkt und tatsächlich nicht alle Ultraläufer:innen ticken gleich! Für Vronerl ein Hochgenuss, für mich ein fettes „Bäh“: Falsche Startzeit am Abend, Laufen durch die Nacht gegen meinen „frühes Gickerl Biorythmus“. Da waren die Temperaturen jenseits der Saunagrenze noch wundervoll.
Sonne, Hitze, Gewitter, Regen (Letzteres beiden hatten wir nicht) – das alles hatte der KAT100 in diesem Jahr zu bieten. Und dennoch: trotz aller Strapazen, Verletzungen, Schlaflosigkeit und Rumzickereien hatten wir unglaublich viel Spaß, tolle Trails (für Vroni während des ganzen Laufs, für mich bis zum Sonnenuntergang), atemberaubende Panoramen mit Sonnenuntergang und tatsächlich auch einen Sonnenaufgang (zwar nicht am Berg).
Danke, dass wir wieder dabei sein durften! Vor allem Herzlichen Dank an Thomas Bosnjak und Sibylle Feichtinger für die wie immer herzliche Orga, an alle (freiwilligen) Helfer, wie z.B. an den Verpflegungsstationen und auch an den Tourismusverband!
Herzliche Glückwunsch
An alle Gewinner und Durchhalter, auch an alle vernünftigen Raceabbrecher! Denn jede, der es versucht hat schon gewonnen!
Alle Sieger:innen, wer den Streckenrekord geknackt hat und alle anderen Ergebnisse findet ihr unter trailrunning-szene.at und auf https://my.raceresult.com/177857/results
Für uns persönlich, war es trotz kleiner Hürden, auf jeden Fall wieder wert dort zu starten und da wir den 100 Meiler ja wieder nicht geknackt haben werden wir uns wohl wieder sehen!?
Eure Vroni @bergn.trail und Manuela @trail.icious
PS @Thomas: Versprochen ist versprochen: Die Schaumrollen griagst a no irgendwann! Ganz sicher. Nächstes Mal sperr ich sie im Hotel im Safe ein, damit sie ned wieder so einfach weggschmissen wearn kennan.
Buidl
Ab sofort könnt ihr alle Eure Fotos vom Event als Einzelbild oder Eure ganz persönliche Galerie als Foto-Flat unter https://www.sportshot.de/9343386/kat-100-in-2022?l=de herunterladen!!
@Sportshotphotography
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