Michael ist BOA Commercial Manager EMEA und Gründer des BOA Trail Teams. Michi und ich (Sigrid Huber, Chefredaktion Trailrunning Szene) kennen uns seit einigen Jahren und laufen uns natürlich bei vielen Rennen immer wieder über den Weg. Mit dem BOA Fit System haben wir in der Redaktion tolle Erfahrungen gemacht und so war es Zeit, hier einmal einen Experten zu Wort kommen zu lassen!
Michi, seit wann bist du eigentlich bei BOA® tätig und wie bist du dazu gekommen?
Seit Juli 2014, das war eigentlich mehr Zufall und Fügung, wenn man so will. Als Niederösterreicher habe ich mich nicht zwingend in Salzburg oder Oberösterreich um neue berufliche Herausforderungen umgeschaut. Beim Wien Marathon 2014 hatte ich dann nach langem einen ehemaligen FH Kollegen wieder getroffen, der mir von BOA® und einer offenen Stelle erzählt hat. Seitdem bin ich Account Manager bei BOA® und für die europäischen Outdoor und Snowboard Marken zuständig. Nicht so schlecht – das Salzkammergut mit seinen Bergen und Seen, muss ich sagen!
Abgesehen davon, dass es schnell geht: Warum soll ich mir einen Schuh mit dem BOA® Fit System kaufen – gibt es da sonstige Vorteile?
Ja, absolut! Neben der schnellen und präzisen Einstellung der Passform konzentrieren wir uns vermehrt darauf, wie wir den Schuh adäquater an den Fuß anpassen können. Wir geben uns nicht zufrieden mit: Schuhband „raus“ und BOA® „rein“. Unser Performance Fit System soll kein besseres Speedlace sein, sondern noch weitere Vorteile bringen. Die Standard Zungen-Schuhkonstruktion hat unserer Meinung nach ausgedient. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern wie Adidas, La Sportiva, Saucony und New Balance zusammen, um neue Konfigurationen und Installationen unserer Teile auf dem Obermaterial der Schuhe zu testen und zu integrieren.
Interessant, könntest du mehr von diesen Konfigurationen erzählen?
Paneele, „Finger“, oder Wraps (stell dir einen Burrito-Wrap vor, der das Innere umschließt), die über den Rist verlaufen, halten den Fuß viel ergonomischer und effizienter im Schuh. Dadurch wird eine direkte Kraftübertagung auf die Außensohle gewährleistet, weniger Energieverlust, schnellere und kraftvollere Richtungswechsel und mehr Kontrolle für die Downhills. Diese Vorteile testen wir in unserem Performance Fit Lab in Denver, Colorado und in unserem Trail Team. Biomechanische Messwerte bei diversen Tests geben uns Aufschlüsse über diese neuen Konfigurationen.
Ich habe gelesen, dass das ‚L6‘ System das aktuellste ist. Kann ich das als Laie in einem Sportladen erkennen oder kann es passieren, dass ich ein älteres System erwische?
Alle aktuellen Trailschuhe in den Shops haben das neue L6 System verbaut. L6 ist die sechste Generation unserer L-Series Plattform. Mit dem aktuellen Bajonett und Kartuschen System haben wir ein „fail safe“ entwickelt, d. h. bei starkem Aufprall auf den Drehverschluss würde dieser herausspringen, anstatt zu brechen. Man kann es problemlos wieder „reinclippen“ und den Lauf fortsetzen.
Gibt es Schuhe, bei denen das System besser oder schneller funktioniert?
Auf jeden Fall, die neuen Konfigurationen, weg von der Standard Zungenkonstruktion, hin zu den Flap und Wrap Konzepten bringen die Vorteile vom BOA® Fit System noch deutlicher zur Geltung, d.h. der Fuß ist besser mit der Zwischen- und Außensohle verbunden.
Man würde ja meinen, das ist einfach ’nur‘ ein Drehverschluss. Was könnt ihr hier trotzdem laufend verbessern? Was hat sich zum Beispiel in den letzten Jahren ‚getan‘?
Im Trailrunning Bereich zeigen die neuen Konfigurationen und innovativen Konzepte, die wir vermehrt auf den Modellen unserer Partner sehen werden, dass wir uns ständig weiterentwickeln. Die SS21 Produkt Neuheiten schauen sehr vielversprechend aus. In anderen Segmenten wie Snowboard und Cycling konnten wir die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit der Systeme weiter verbessern und hier kommen auch neue Generationen im Herbst auf den Markt.
Was passiert, wenn das Seil reißt? Kann das während einem Wettkampf passieren?
Ich laufe nun seit 6 Jahren in Schuhen mit BOA® und hatte bis dato kein Problem. Falls doch etwas passieren sollte, kann man einfach einen Knoten in das Seil machen, wie bei herkömmlichen Schnürsenkeln oder Speedlace Systemen auch. Zusätzlich verfügen BOA® Drehverschlüsse und Seile über eine Garantie für die Lebensdauer des Produkts, auf dem sie integriert sind. Ersatzteile können unproblematisch und kostenlos online bestellt werden:
www.boafit.com/de-de/support
Wie lange hält das BOA® Fit System? Muss ich es nach einer gewissen Zeit austauschen?
Bei den Trailschuhen ist ziemlich sicher die Außensohle abgelaufen oder das Obermaterial löchrig bevor das BOA® Fit System an seine Grenzen stößt. Wir testen laufend unsere Materialien, nicht nur im Labor, sondern auch im Feld mit unseren Athleten vom BOA® Trail Team.
Manche Schuhe haben ein Drehrad, manche zwei verarbeitet – warum?
Danke für diese Frage. Ja unsere 2-Zonen Systeme sind im Trail Running Bereich relativ neu, aber haben sich schon seit vielen Jahren auf Snowboard Boots und Radschuhen bewährt. Um ehrlich zu sein, ich war etwas skeptisch zu Beginn bezüglich 2 Zonen am Trailschuh, aber wenn man speziell bei Ultras und langen Etappen die Möglichkeit hat die obere und untere Zone unterschiedlich einzustellen für perfekten Fersenhalt und Kontrolle im Vorfuß, mag man es nicht mehr missen. Ich sehe das System eher in den Ultra Schuhen. Österreichs Ultra Spezialist Trailbeard – Flo Grasel hat mit diesem System letztes Jahr einige Rennen gewonnen und wir sind stolz, ihn im Team zu haben!
Noch eine persönliche Frage: Welche Schuhe sind deine Favoriten: Bei Speed, Marathon und Ultra?
Hmm, da sind viele Schuhe im Schrank. Aktuell fasziniert mich der La Sportiva VK BOA®, ist speziell für Vertical Races entwickelt, 180g echt genial und perfekt für den Hausberg, den Schober. Adidas Terrex Two BOA® und Saucony Switchback für die schnellen, kürzeren – mittleren Rennen und der, New Balance Hierro BOA® für die Ultras. Im Spätsommer freu ich mich auch noch auf ein Special, von adidas, der adidas TERREX Agravic PRO mit integrierter Gamasche für die Alpinen Trailabenteuer!