Die Verbindung von leidenschaftlichem Trailläufer mit Wahlwiener ist eine Kombination, die nicht immer so gut funktioniert. Nicht, dass es im Wienerwald keine schönen Laufstrecken gibt, das Problem ist eher, dass die Anzahl an Wettkämpfen – und dafür trainieren wir dann doch das ganze Jahr – im Osten von Österreich ’nona‘ nicht so üppig ist wie in den wirklich bergigen Gegenden. So freute es mich besonders, dass mit dem Hochwechseltrail ein weiterer Lauf im „Osten“ ausgerichtet werden sollte.
Von meiner Jahresplanung her passte der Termin am Pfingstsamstag super ins Konzept, daher wurde nicht lange überlegt und angemeldet. Kirchberg am Wechsel ist ca. eine Stunde von Wien entfernt, somit war klar, dass es ein 1-Tagesauflug werden würde.
Die Anreise funktionierte trotz Pfingstverkehr super, die Organisation vor Ort mit Parkplatzeinweisung, Startnummernabholung, Chipausgabe (ja, ein Traillauf wo die Zeit auf die Sekunde genau stimmt 😉 funktionierte perfekt. Auch sonst ist der kleine Sportplatz eine gute Start/Ziel-Location.
Die Zeit bis zum Start zieht sich für mich dann doch immer, aber zum Glück sind wir Trailläufer ja alles andere als unkommunikativ, daher vergeht auch das Warten mit netten Gesprächen recht zügig!
Startschuss Punkt 9:00 – mit Nebelgranaten(?!) – und schon geht es die ersten Höhenmeter (geschätzte 5!) extrem steil bergauf – das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Die Ausschreibung verspricht uns knapp 45 km und 2.200 HM – rauf und runter – das Versprechen wurde auch gehalten! Anfangs geht es durch den Ort zum Einlaufen recht nett dahin, das Feld formiert sich. Vorneweg viele Läufer die es heute kürzer, dafür knackiger angehen. Sie laufen den Hochwechsel-Uphill mit etwa 15 km und 1270 positiven Höhenmetern. Da ist es immer schwierig nicht gleich am Anfang zu viele Körner zu verschießen und mit den „Kurzstreckenläufern“ mitzuhalten. Doch dafür kommt der erste Anstieg gerade recht, denn auf den ersten 5-6 Kilometern geht es über Wiesen- und Waldwege so steil nach oben, da ist für mich Laufen nicht mehr möglich – das wird dann eben ein zügiger Powermarsch. Nach diesem ersten knackigen Stück bleibt die Strecke sehr oft gut laufbar und die Stücke wo man wirklich länger in den Schrittmodus fällt werden kürzer.
Fast ab Beginn laufe/gehe ich immer wieder mal mit Norbert Wastian, das wird sich die weiteren 44,5 km nicht ändern, bzw. laufen wir dann sogar gemeinsam ins Ziel – aber davon bin ich jetzt noch weit entfernt! Meine Stärke liegt bergauf, da bin ich immer recht zügig, dafür verliere ich bergab auf wirklich technischen Stücken immer wieder einmal den Anschluss an die Läufer, mit denen ich unterwegs bin. Der Wechsel von rauf und runter ist beim Hochwechseltrail super gelungen! Die Labstationen sind absolut ausreichend und selbst bei dem verhältnismäßig warmen Wetter reicht ein Liter Flüssigkeit immer bis zur nächsten Labe. Die Betreuerinnen und Betreuer der Verpflegungsstellen sind absolut herzlich, helfen den Läufern beim Befüllen der Flaschen und haben immer ein paar motivierende Worte parat. Auch die angebotenen Getränke und Speisen sind super! Was mir ab der Rennhälfte immer wieder mal bei Läufen fehlt ist alkoholfreies Bier. Ständig das süße Zeug hängt mir irgendwann zum Hals raus, das wäre vielleicht der einzige Verbesserungsvorschlag, den ich dem Organisationsteam für den 13.Juni 2020 mitgeben würde, aber das ist schon jammern auf extrem hohem Niveau…
Bis zum Ziel des Uphills direkt am Hochwechsel beim Wetterkogelhaus bei km 15,5 ist sowohl durch die Läufer der kürzeren Strecke, aber auch durch viele Wanderer sehr viel los und es wird nie langweilig. Danach fängt es an ruhiger zu werden und ich genieße das Laufen über das Hochplateau und die super Aussicht auf Schneeberg, Rax, etc. Es sind immer noch einige Wanderer unterwegs, die aber meiner Meinung nach kein Problem sind. Ob ich jetzt mal 5 Sekunden beim Vorbeilaufen verliere ist mehr als egal! Die Strecke verläuft recht abwechslungsreich über Wald und Wiesen, auch Forststraßen sind dabei, die ich aber immer wieder mal recht gerne zum Entspannen dazwischen habe. Was ich definitiv unterschätzt habe ist der Downhill bei km 27/28, da geht es echt heftig runter, ich muss etwas Tempo rausnehmen und werde von einigen Bergabgämsen (so auch wieder Norbert) überholt. Zum Glück geht es gleich darauf wieder ca. 450 HM steil bergauf und ich kann mich im Feld etwas nach vorne arbeiten. Beim abschließenden letzten Bergabstück (knapp 1.000 HM) ist es zu Beginn wieder recht technisch mit vielen Steinen und Wurzeln, wird dann aber immer besser laufbar mit einigen Stücken auf Asphalt, die mir persönlich recht gelegen kommen. Kurz vor dem Ziel schaffe ich es dann wieder zu Norbert aufzuschließen der im technischen Bereich deutlich schneller ist. Wir laufen nach 5 Stunden und 26 Minuten gemeinsam, glücklich und doch recht erschöpft ins Ziel!
Top organisiert und fein
Der Hochswechseltrail ist ein wirklich top organisiertes feines Rennen in einer extrem schönen Gegend und erfolgreich zu Ende gegangen. Auch habe ich noch kein Rennen gesehen, das derart gut markiert ist – im Abstand von 50 bis 100 Metern ein kleines rotes Fähnlein, zusätzlich mit Spray Punkten und Pfeile am Boden – selbst bei stärkstem Nebel ist hier ein Verirren schwer möglich! Was auch noch erwähnt werden muss: Das „Es gibt keine Wegwerfbecher an den Labstationen“ Konzept wird hier voll durchgezogen. Hier wird nicht nur von Umweltschutz und Müllvermeidung gesprochen – Respekt! Die Zielverpflegung ist wieder sehr gut – z.B. Bier und Liptauerbrot. Ich kann dem Organisationsteam nur gratulieren. 2020 bin ich wieder dabei!
Text: Werner Ablinger