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Dolomitit Extreme Trail 2017 Val di Zoldo

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Es ist knapp vor acht Uhr am Abend, in einem typisch italienischen Restaurant herrsch gerade Hochbetrieb. Mir wird ein Platz bei einem größeren Tisch mit internationaler Gesellschaft angeboten. Das Angebot nehme ich gerne an: Ein Inder, der in Brüssel arbeitet und nach dem UTMB strebt, ein schwedischer Trail-Journalist und ein schottischer Läufer, der die 103 km Strecke erfolgreich zurücklegte. 36 verschiedene Nationen starteten in der kleinen Commune Val di Zoldo am 10. Juni beim Dolomit Extreme Trail und es war vor allem ein herzliches italienisches Festival des Trailrunnings.

Südlich des Alpenhauptkamms gibt es den Begriff Trailrunning eigentlich nur selten: Unser Sport wird eher als Skyrunning bezeichnet. Das hat wohl einen guten Grund, die Streckenführung: Langweilige Schotterwege in Tal oder im Wald findet man hier kaum, sondern echte technische, hochalpine Steige hoch hinauf in die Dolomiten. Skyrunning in Italien ist nicht nur vom Lavaredo Ultratrail oder Limone Skyrace am Gardasee bekannt, sondern es gibt zahlreiche kleinere und größere Veranstaltungen mit internationalem Teilnehmerfeld. Was sie alle verbindet ist eine unvergessliche Atmosphäre – das ganze Tal wird in ein riesiges Festival verwandelt. Must see!

Val di Gelato

Die Commune Val di Zoldo befindet sich in der italienischen Provinz Belluno, ca. drei Autostunden von Innsbruck, bzw. knappe 7 Stunden von Wien entfernt. Das idyllisch gelegene, komplett von den Dolomiten umrundete Tal, hat sehr viel Charme: Steile Bergflanken sind mit Fichtenwald fast bis auf die großartigen Dolomitentürme von Pelmo und Civetta bekleidet. Im Winter leben in allen dörfern der Commune di Zoldo ungefähr 4000 Leute, in Sommer nur die Hälfte davon. Wer dies mit starkem Wintertourismus begründet, irrt sich. Der feinste Export von Val di Zoldo ist das sehr leckere Gelato, also Eis – die erfahrenen Meister aus Zoldo wandern für die Eissaison in den deutschsprachigen Raum ab. Selbst getestet: Haselnusseis schmeckt grandios, wirklich nach frisch gemahlene Nüssen.
Da ich in Tirol wohne, bin ich ein sehr anspruchsvoller Urlauber. Val di Zoldo fand ich aber sehr beindruckend und ich kann mir vorstellen, mehr als ein verlängertes Wochenende hier zu verbringen. Das echte Trail-Netz beträgt mehr als 200 k, man kann auch die hohen Gipfel erklimmen (Civetta 3220 oder Pelmo 3168). Wie in Italien üblich ist, es ist möglich mit dem Auto (oder Renrad) relativ hoch hinauf zu fahren, was wiederum ermöglicht, die atemberaubende Bergwelt der Dolomiten ohne lange Zustiege genießen zu können (Passo Duran, Passo Cereda, Zoppe di Cadore und Rifugio Talamini). Die Leute hier können aufgrund der äsGelato Saisona – im Ausland gut Deutsch und sind auch sehr hilfsbereit. Dieses Tal ist ein echter Geheimtipp – ohne Kolonnen von lauten Motorrädern und vielen Touristen wie zum Beispiel rund um die Sella Gruppe.

Das Rennen

Es gibt 3 Streckenlängen: 103 km (7000 HM), 53 km (3800 HM) und 23 km. Die zwei langen Strecken starten direkt in Forno del Zoldo (848), die kurze am Passo Staulanza (1773 m). Alle Strecken schlängeln sich meistens oberhalb der Waldgrenze auf schöne laufbare Trails in den Dolomitenhängen von Civetta und Pelmo. Ich habe mich für die 23 km entschieden, mit 1200 positiven Höhenmetern und 1900 im Downhill. Den Start habe ich leider um 15 Minuten verpasst, weil die Anfahrt aus Innsbruck etwas länger gedauert hat. Umso motivierter habe ich die Aufholjagd gestartet und schon nach 4 km auf flowigen Trails war ich imMittelfeld. Es hat sich ungefähr so gefühlt wie mit 200 km/h auf der Westautobahn zu fahren. Neben den sehr gut ausgestatteten Labestationen gab es auch Extra Stationen nur mit Wasser; nächstes Mal werde ich die kurze Distanz nur mit einem Gürtel und einer Softflask statt mit dem Rucksack laufen.
Einmal musste ich wegen des Panoramas wirklich stehen bleiben und staunen – die Dolomitentürme waren einfach überall. Nach ungefähr 18 km gab es einen klaren Hinweis: „If you want to cry, you can start right now!“ Dieser letzte Aufstieg mit 200 Höhenmetern auf Monte Ponta (1952 m) war wirklich sehr steil, dann folgte nur noch ein Trail und später ein alter Wirtschaftsweg bis ins Ziel in Pieve (930 m). Dieser idyllische Ortsteil mit Kirchturm nahe des Zieleinlaufs befindet sich direkt oberhalb von Forno. währenddes Rennens ist es eine autofreie Zone mit Messe, Ziellabe und Festzelt mit Bühne. für mich ging sich am Ende der 10. Platz in der Gesamtwertung aus, angerechnet mit der Verspätung am Start wäre es die drittbeste Zeit gewesen.
Die 103 km und 53 km Strecken schlängeln sich im Uhrzeigersinn rund um das ganze Tal. Die längste Strecke biegt wirklich in jedes Seitental ein und bietet ein sehr intensives Erlebnis der lokalen Landschaft. Die 53 km Strecke ist bisher die schönste Strecke, die ich gesehen habe: stellenweise sind die Steige im Civetta Massiv exponiert und mit Drahtseil abgesichert. Die 103 km starten am Abend um ca 19 Uhr, die 53 km Strecke um 5:00 Uhr, was einen unvergesslichen Sonnenaufgang in den Dolomiten garantiert. Hier muss man auch immer mit Schnee rechnen – die Strecke führt zwar vor allem entlang der Höhenlinie, steigt aber bis auf 2500 m SeeHöhe hinauf.

Was mir besonders gefallen hat

Dieses Rennen wurde wirklich vom lokalen Team Atletica Zoldo organisiert und auch das ganze Dorf macht mit. Die lokalen Läufer sind in allen Distanzen am Podest gestanden, somit waren die Einwohner bei der Siegerehrung entsprechend begeistert. Mein persönliches Highlight war, als mich zwei junge lokale Mädels um ein Autogramm baten. Alle Teilnehmer der beiden langen Distanzen bekommen statt Finisher Shirts ein Paar Laufschuhe von Hagläfs. Was mich auch sehr beeindruckt hat ist die Strecke des Kinderbewerbs, der in Pieve am Nachmittag stattfindet. Auf einer Wiese wird hier ein Trail mit Felsen und Stufen gebaut damit die Kinder auch das Dolomiti Feeling erleben können! (an der Stelle empfehlen wir den Youtube Kanal vom Dolomiti Extreme Trail!)

Fazit

Meiner Meinung nach es gibt im Alpenraum zwei natürliche Phänomene die sicherlich jeden begeistern: Die Gletscher und die Dolomiten. Wer wirklich natürliche, flowige Trails in den Dolomiten laufen will, sollte sich die Teilnahme beim Dolomiti Extreme Trail in Val di Zoldo überlegen. Die Commune Val Di Zoldo hat für echte Trailrunner mit dem Bezug zu hohen Bergen sehr viel zu bieten. Die stetig steigende Anzahl der Nationen am Start ist ein Beweis der Kompetenz der lokalen Veranstalter und einem einzigartigen Rennen. Der Dolomiti Extreme Trail ist wirklich kein Leichtathletik Meeting, sondern eine richtige italienische Skyrunning Veranstaltung auf den Bergflanken der sonnigen Dolomiten.

Mehr Infos

www.dolomitiextremetrail.com

Text: Tomas Holiencik

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