Mit dem Startschuss schaltet mein Körper auf Wettkampfmodus.
Keine Nervosität mehr, kein flauer Magen, keine „was wäre wenn“ Gedanken mehr.
Endlich kann ich mich voll auf die kommenden 12 km konzentrieren. Der Puls beschleunigt sich kraftvoll, die Füße trommeln auf dem Boden. Ich horche in mich hinein. Einerseits ruft die Vernunft Zurückhaltung. Es warten nach diesem Lauf immerhin noch 2 Etappen mit gut 61 km. Andererseits kämpft das Ego um jede Sekunde und jeden Platz nach vorne. Aber genau dieses Spannungsfeld macht dieses Rennformat so außergewöhnlich.
Drei Tage, drei Etappen, 73km und knapp 3.000 hm. Das lässt sich leicht dahin sprechen – aber für uns Durchschnittsläufer bedeutet dies eine außergewöhnliche Herausforderung. Und dabei meine ich nicht nur die läuferische Anforderung. Trotz meiner bereits dritten Teilnahme an solch einem Event bin ich wieder überrascht über die mentale Wucht, die mich vor und während der Renntage trifft. Die Spannung ist während der Renntage ständig präsent. Das Essen funktioniert nicht wie üblich, die Verdauung spielt verrückt und gut schlafen ist auch nicht möglich. Ständig kreisen die Gedanken ums Regenerieren, den nächsten Renneinsatz, die Taktik und was man besser machen hätte können.
Für den diesjährigen Bewerb haben die Wettervorhersagen für zusätzliche Spannung gesorgt. Kälte, Regen und möglicher Schneefall machen die Spannung vor Rennstart nicht unbedingt erträglicher. Jetzt werden alle Szenarien durchgespielt und plötzlich ist die Sporttasche doppelt so voll als vorher.
Wo aber Jolsport drauf steht ist 100% Organisation und Herzblut mit im Spiel. Wo sonst wirst du heute noch zur Startnummernausgabe von der Familie des Organisators familiär begrüßt? Wo und wie auch immer Hilfe notwendig ist – man fühlt sich hier einfach gut aufgehoben. Die Jolsport-Familie (sowohl ‚die Kaindl’s‘ um Jolsport Gründer Martin und die Veranstalter-Familie Sumann/Menner vom Jolsport Shop in Klagenfurt) und die vielen Helferlein geben einem immer ein wertschätzendes Gefühl – und wenn es auch mal passt, dann findet man sich mit ihnen nach einem der Rennen bei einem Bier oder Kaffee am gleichen Tisch.
Und diesmal wurden die Organisatoren auch nicht geschont. Während der Hüttentrail noch planmäßig, aber bei kaltnassen Bedingungen ausgetragen werden konnte, hatte das Wetter und das kalte Frühjahr bereits beim Nockberge Marathon umfangreiche Änderungen erfordert. Bei Schneefall am Start und frostigen Temperaturen ging es aber auf eine gut organisierte Ersatzstrecke die technisch nicht ganz so schwierig wie die Originalstrecke – auf Grund der äußeren Bedingungen aber nicht unbedingt einfacher wurde. Ein herzliches Danke an all die vielen Helfer an den Labestationen und als Einweiser bei diesen schwierigen Bedingungen.
Bei all dem Herzblut konnten die Veranstalter am Sonntag für den Hochrindl Trail aber nichts mehr gegen die 15 cm Neuschnee und die starken Windböen ausrichten und mussten den Bewerb folgerichtig vorzeitig beenden.
Ein Fazit lässt sich wohl nur mit der Erfahrung aus dem Vorjahr ziehen. Für mich ist dieser Bewerb einer der Geheimtipps im österreichischen Laufkalender.
Neben sehenswerten Gesamtwertungsprämien, tollen Finisher Preisen und einer sehr guten Organisation punktet der Bewerb mit seiner alpinen Kulisse, familiärem Flair und ist (noch) nicht überlaufen. Die Originalstrecke ist technisch nicht allzu anspruchsvoll und damit auch für Einsteiger bestens geeignet – bei 73 km Gesamtlänge ist das aber am Saisonbeginn voll in Ordnung.
So laufe ich dem Ziel der ersten Etappe entgegen. Die Vernunft habe ich schon längst aufgegeben und hole die letzten Körner aus meinem Körper. Es winkt der 5. Platz nach Tag 1. Ich bin knapp 15 Meter hinter Werner – noch knapp 200 m zum Zieleinlauf – plötzlich dreht er sich um und sagt „komm Heinz, lass uns gemeinsam über die Ziellinie laufen, du hast mich bergauf immer so toll mitgezogen. Den 4. Platz haben wir uns beide verdient“. Und da ist wieder einer dieser familiären Momente die ich an UNSEREM Sport so liebe …
Heinz Rucker