Einer meiner härtesten Bergmarathons und wie der Kathi der Stecker gezogen wurde…
Das nenn ich mal spontan angemeldet. Am Dienstag angesprochen, am Donnerstag angemeldet, Hotel gebucht und am Freitag saßen wir nach Feierabend im Auto Richtung ätztal nach Obergurgl. Wetteraussichten: Regen und Gewitter. Mal schauen, was uns erwarten wird…
Letzte Vorbereitungen zum Mountain Run
Ankunft 17 Uhr. Schnell Startnummer holen und Klamotten für den Gepäcktransport abgeben. Um 18 Uhr fiel der Startschuss für den 1. Mountain Top Night Run mit 12,2 km und 1.280 HM auf den Wurmkogl. Pünktlich kam sogar die Sonne raus. Aber war ich im falschen Film? Die ersten beiden Mädels sprintete im 4er Pace davon. Hilfe. Ich hatte Not, dran zu bleiben. Nach 4 km ging es endlich hoch in den Himmel. Das kann ich wenigstens. Aber von Meter zu Meter wurde die Luft dünner und ab 2.500 m sogar kalt. Ich versuchte Gas zu geben, aber fühlt mich langsam wie eine Schnecke. Mein Freund feuerte mich aus der Bergbahn an. Das motivierte. Ständig den Gipfel im Visier. 500 m vorm Ziel zog Nebel auf und es fing an zu regnen. Umso glücklicher umarmte ich dann den Organisator Martin Schreiber im Ziel und erntete Küsschen vom Freund für den 2. Platz. Oben wurde dann gemütlich der Abend genossen und neue Freundschaften geschlossen. Michelle Mair und Petro Mamu gewannen in Zeiten, da schüttelt man nur den Kopf. Mit der Bergbahn ging es nach der Siegerehrung ins Tal und erst dann merkte ich, wie hoch wir eigentlich gerannt sind…
Am nächsten Morgen: Startschuss
Start um 9 Uhr für den 1. Gletscher Run 42k mit 2.785 HM. Meine Beine waren schwer und ich nerväs. Das Wetter wieder viel besser als angekündigt. Peng und los ging es. Schon wieder rannten alle im 4er Schnitt davon, als wenn es sich um einen Halbmarathon auf der Bahn handeln würde. Na gut… dran bleiben. spätestens am Berg wird es dann „gemptlicher“. Pustekuchen, wie sich herausstellte. Rosanna Buchauer und ich lieferten uns immer wieder ein Katz und Maus Spiel. Bergauf ich voran… bergab rannte sie davon… irgendwann lachten wir darüber. Aber ich merkte die Höhe extrem. Ständig über 2.500 m – da ist die Luft dünn. Der höchste Punkt lag auf 3.000 m beim Ramolhaus. Dort traff ich auf die schnellen Läufer des 1. Gletscher Run 22k mit 1.915 HM. Die rannten an mir vorbei, so dass ich das Gefühl hatte ich stehe. Sie hatten erst 5 km in den Beinen und wir bereits 20 km. Es folgte ein schwieriger Abstieg und wir liefen über die sensationelle Piccard-Hängebrücke. Ein Traum und immer den Blick auf den wunderschönen Gurglerferner. Roxi lag wieder vorn und ich holte am Berg auf. Aber dann kam nochmal der letzte große Anstieg zur Mut Alm und ich hatte einfach keine Kraft mehr. Akku leer, keine Luft. Ich hatte noch nie Probleme mit Höhenluft. So kaputt hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Dafür traf ich endlich auf Mathias und wir liefen die nächsten 8 km zusammen, bis ich 4 km vorm Ziel meinte, er soll Gas geben, da er noch Power hatte. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und ich sah nur noch eine Wolke. Nach 6:55 Std. kam ich endlich als 2. Frau ins Ziel und brach weinend zusammen. Es war so unglaublich hart. Mathias war 5 Minuten vor mir drin und sicherte sich den 3. Platz in der AK. Den hatte er sich verdient und durfte mit dem unglaublich starken Philipp Brugger und Basti Lexa aufs Bierkasten-Treppchen. Hut ab auch vor der Siegerin Rosanna. Ihr ebenfalls härtester Lauf. Beim Halbmarathon gewann wieder Michelle Mair gefolgt von einer coolen Kerstin Schneehage. Ivan Paulmichl, Andreas Schindler und Macus Burger belegten das 22k-Podium bei den Männern.
Fazit
90% Trailanteil, traumhafte Strecke über schöne Trails, Bäche, Kletterpassagen, Hängebrücken – es wird nicht langweilig, sensationelle Aussichten, toller Blick auf den Gletscher. Top Organisation, für wenig Startgeld wird sehr viel geboten. Stimmiges Coorperate Design mit dem ätztal Tourismus, wahnsinnig nette Menschen. Alles noch sehr klein & familiär. In dieser Veranstaltung steckt viel Potential und wir sind gespannt auf 2018. Diesmal mit Akklimatisation….
Text: Kathi Schichtl