Der Gmunder Bergmarathon ist ein Klassiker, ohne Zweifel. Als es das Wort Trailrunning noch gar nicht gab, nämlich 1989 wurde dieser ins Leben gerufen. Mittlerweile ist es so, dass nach wenigen Stunden das Teilnehmerlimit von 250 Startern erreicht ist. Der Sport hat einen Namen bekommen und mit ihm wollen mehr und mehr Läufer oder eben Trailrunner den Traunsee umrunden.
Der Grund warum ich hier das Wort ‚Klassiker‘ so betone ist der, dass vor Jahren vermutlich nur eingefleischte Bergfexe am Start waren, anmelden kann sich aber prinzipiell jeder. Und wie wir alle vom Drama an der Zugspitze vor wenigen Jahren wissen, sind Teilnehmer nicht immer vernünftig und unterschätzen die Wetterkapriolen im Gebirge.
Der gestrige Tag in der Traunseestadt war ebenfalls grenzwertig. Bereits in den frühen Morgenstunden blitzte und donnerte es, dazu kam starker Regen. Jeder vernünftige Mensch besteigt bei so einem Wetter überhaupt keinen Berg, schon gar nicht den Traunstein mit seinen vielen Drathseilversicherungen (die mag der Blitz besonders gerne). Nun ist das bei so einem Rennen natürlich anders, viele haben monatelang trainiert und wollen an dem Tag ihr können unter Beweis stellen. Trotzdem: Dass sich der Veranstalter hier getraut hat, die Teilnehmer den Traunstein hinaufzuschicken anstatt umzuleiten muss man nicht unbedingt nachvollziehen können. Auch wenn Wetterkameras vl gezeigt haben, dass das Gewitter nicht direkt über den Berg drüberzieht, sondern vielleicht ein paar Kilometer entfernt bleibt – wie sicher kann man sich sein? Wenn 250 Läufer in der Wand sind und das Gewitter nun doch kommt… ?
Unabhängig vom Wetter, Risiko, Eigenverantwortung etc. muss man Eines nicht verstehen: Warum wird beim Traunsee Bergmarathon keine Pflichtausrüstung vorgeschrieben? 70 Kilometer, über 4000 Höhenmeter und ein Läufer muss nicht einmal eine Regenjacke bei sich haben, geschweige denn Erste-Hilfe-Ausrüstung? Unzählige Läufer waren im ärmellosen Shirt unterwegs und das war es auch schon. „Asso, das ist die letzte Labestation vor dem Gipfel, na dann trinke ich doch noch was.“ Auch wenn wahrscheinlich das Grohs der Läufer in Gmunden aus der Region ist, bergerfahren und so weiter, bei so einem Rennen MUSS es – und zwar für die Sicherheit aller Teilnehmer – eine Pflichtausrüstung geben.
Auch wenn bisher nichts ärgeres passiert ist; der Teufel schläft nicht und jeder Bewerb im alpinen Gelände hat seine Tücken. Verpflichtet die Leute zu einem Rucksack, zu guten Schuhen und v.a. einem Erste-Hilfe-Paket inkl. Rettungsdecke, da ist nichts dabei! Der Gmundner Bergmarathon ist zu schön, zu sehr Klassiker als dass er sich irgendwann eine Schlagzeile, ein Drama wie das an der Zugspitze verdient hätte.
Bergmarathon Gmunden – Ein kritischer Blick
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