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Transalpine Run Tag 4 – Galtür nach Klosters

by Sigrid Eder
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Tag 4
Galtür – Klosters
43 km / 2.300 Hm

Auf in die Schweiz!

Nach dem gestrigen genialen Tag sollte es heute so weitergehen. Beir mir war aber nix mit #leichtleichtfederleicht, sondern eher #zachzachmegazach … aber ganz von vorne:

Rückblende gestern Nachmittag/Abend: Wir hatten wie beschrieben einen tollen Tag, aber das mit der Regeneration ist noch ein bisschen ausbaufähig.
1. Heiß wars und ich hatte sicher zu wenig getrunken. Wie weiß man, dass man dehydriert ist? Wenn man nach dem Zieleinlauf zum ersten Mal um 9 Uhr am Abend wieder aufs Klo gehen kann.
2. Der Marsch vom Ziel ins Hotel über 2,5 km auf Asphalt in der Hitze war vielleicht auch nicht ganz optimal. 3. Möglich ist natürlich auch, dass Regeneration nicht heißt, 2 Stunden vor dem Computer zu sitzen, aber ich tippe hier ja wirklich gerne 🙂
An zu wenig Schokolade kann es ganz sicher nicht gelegen haben….

Gestern hatten wir noch einen gemütlichen Abend, waren wie immer positiv gestimmt und haben ein gemütliches Abendessen genossen, während andere Läufer-Kollegen an der Rezeption dezent ‚unamüsiert‘ waren, dass es um 6 Uhr noch kein Frühstück gab. Andere wiederum waren eher verzweifelt, weil: Wie soll man die 2,5 Kilometer am Morgen vom Hotel bis zum Start gelangen? Die unkomplizierte Antwort war einfach den Service vom Hotel Almhof zu nützen und im Partnerhotel Rössle in Galtür zu frühstücken (Danke dafür!) und den Sternenhimmel um 5.30 Uhr zu genießen und in Ruhe in den Ort zu wandern.

Hier sind wir also schon am heutigen Renntag angelangt. Wie immer: Tagwache um 5, anziehen, Füße eincremen, Sonnencreme, anziehen, alles in die Tasche stopfen, Tasche zur Rezeption und hinaus. Schon am Vorabend war mir schlecht und am Morgen ebenso. Der Kaffee hat trotzdem geschmeckt! Das wunderbare Frühstück mit viel Eierspeise (die Lust auf Süßes nimmt von Tag zu Tag ab) ebenso.

Noch eine Info am Rande, was nach 3 Tagen körperlich passiert: Es tut nichts weh und wir haben bis auf leichtes zwicken und ziehen keine Schmerzen. Schlafen allerdings ist ein bisschen mühsam, der Körper arbeitet gefühlt die ganze Nacht weiter, man schwitzt und schläft recht unruhig, sodass wir heute beide froh sind, als es endlich 5 Uhr ist und wir aufstehen können.

Anschließend wandern wir Richtung Start. Die Stimmung ist einerseits sehr müde, andererseits ein bisschen gereizt. Man möge bitte niemanden in der WC-Schlange irrtümlich überholen, auch wenn der Startschuss erst 30 Minuten später fällt. Das Medical Tent ist gut besucht, die Outdoor Physios tapen einen Läufer nach dem anderen. Uns geht’s soweit gut, die Sonne zeigt sich über den Bergen und soll die noch sehr kühle Morgenluft (ca. 7 °C) bald in einen sommerlichen Herbsttag verwandeln.

8 Uhr. Der Startschuss fällt. Heute geht es erst einmal auf Asphalt aus Galtür hinaus. Leider gibt es hier auf den ersten 5 oder 6 Kilometern wirklich keinen Wanderweg und somit keine andere Wahl. Anschließend geht es auf einer Forstraße weiter, da läuft es sich gleich besser. Immer leicht steigend führt der Weg Richtung Bieler Höhe. Ist mir immer noch schlecht? Ja, sauschlecht. Ich versuche mein Hirn so gut es geht auszuschalten und einfach, Schritt für Schritt, zu laufen ohne dabei zu k***en. Nach 1:25 h haben wir die ersten 12 Kilometer und 500 Höhenmeter hinter uns, die erste Labestation wartet. Eine Mini Waffel futtern, mehr geht noch nicht. Den Silvretta Stausee lassen wir hinter uns und auf einem eher technischen Trail verlaufen die nächsten paar Kilometer. Ein bisschen unrhythmisch, immer auf und ab. Ich wiederhole mich leider, es wird nicht besser, positive Selbstgespräche und sonstige Affirmationen helfen mir heute nicht weiter. Es ist einfach ’saumäßig‘ anstrengend und schwer.

Zum Glück beginnt dann aber der erste wirkliche Anstieg. Es ist an der Zeit, ein gutes Tempo zu finden und in Ruhe aufzusteigen. Einfach geht anders, aber wenn der Körper nicht will, dann muss der Kopf an so einem Tag umso stärker sein. Habe ich schon erwähnt, dass Florian ein wirklich 1A Teampartner ist? Zu keinem einzigen Zeitpunkt gibt er mir das Gefühl, zu langsam zu sein, ehrlich nicht. Er geht ein bisschen voraus, ich bin dahinter. Weiter hinter mir ist ein ganzer Zug an Läufern. Zwei Holländer reden permanent und lautstark miteinander. Heute ist mir wirklich nicht danach, einen Radio hinter mir laufen zu haben, den ich nicht einmal verstehe. Außerdem ist die Stimmung im Feld gerade sehr spannend. Manchmal ist es bei so einem Rennen so, dass man wirklich gerne mit anderen unterwegs ist und eine positive Stimmung durchs Feld geht. Jetzt gerade fühle ich mich wie eine Lokomotive, die 15 Waggons mitzieht. Die Energie fühlt sich nicht gut an und so hüpfe ich kurz hinter einen Stein für eine Klopause und lasse den dampfenden Zug vorbeiziehen.

Anschließend läuft es gleich wieder besser. Immer aufwärts mit starker und heißer September-Sonne, ehe wir das Hochmadererjoch auf 2.505 Metern erreichen. Nun geht es auf einem schönen Höhenweg weiter Richtung zweiter Labestelle an der Tübinger Hütte. Wie es mir geht? Immer noch bäh, aber darüber habe ich wirklich schon genug geschrieben. Um mich abzulenken, berechne ich in der Zwischenzeit die Startzeiten beim morgigen Bergsprint (ab 10 Uhr, Verfolgungsrennnen, Start alle 10 Sekunden, bei x Läufern… man kann sich vorstellen, dass ich eine Weile beschäftigt war).

Die Tübinger Hütte liegt ausgesetzt und ist per Auto nicht erreichbar. Von einer Straße weiter unten im Tal müssen die Hüttenwirte alles händisch hinaufschleppen. Beim Streckenbriefing am Vortag werden wir mit einem Lächeln darauf hingewiesen, dass wir 3 Euro bereit halten sollten, falls dort jemand ein WC benötigen würde. „For 3 Euros you can shit“, so die Worte vom Streckenchef. Ja wenn der Kloinhalt per Helikopter ins Tal geflogen werden muss… keine weiteren Details. Wo waren wir?

Noch 20 Kilometer. Gestärkt von 2 Stück Schokolade und einem Kornspitz von vorgestern in meinem Rucksack folgt schon bald der nächste Anstieg. Der Weg steigt angenehm an, bis wir das Carnäirajoch auf 2.489 Metern erreichen. Grenzübertritt in die Schweiz. Den Reisepass haben wir (wirklich) mit dabei, am Schafzaun kontrolliert uns aber niemand.

Ein flacherer Stein- und Wiesendownhill führt lange abwärts ins Schlappintal. 5 Kilometer auf einer Forststraße. Um es mit den Worten von Janosch bzw. Tiger und Bär – Ich mach dich gesund zu sagen: Mein Streifen war heute sehr verrutscht. Nach einer Weile hörte ich ganz genau auf die Schritte von Florian neben mir und wir liefen ganz parallel nebeneinander, mit nur noch einem Mantra in meinem Kopf: „Rhythmus, Rhythmus, Rhyyyythmus“ – die ganze Zeit und es klappte. Nach 30 Kilometern kamen wir bei der 3. Labestelle an. Musik, Brot, ein halber Semmelknödel mit Salz um die letzten 700 Höhenmter zu schaffen. Klingt nicht nach Sportleressen? Nein, richtet den Magen aber besser ein als süße Gels.

In einem beständigen Tempo geht es aufwärts. Ein Blick auf die Uhr sagt ganz klar, dass sich die Höhenmeter-Rechnung mit geplanten 2.000 im Aufstieg nicht ausgehen kann. Es werden 2.300 sein, bis wir das Älpeltijoch auf 2.539 erreichen. Die letzen 300 Meter sind #steilsteilmegasteil. Mein Buff Tuch habe ich mir schon vorher in einem Bach nass gemacht, so kann ich mich in der Sonne gut kühlen und bleibe ein bisschen frischer. Jeder stemmt sich in die Stöcke um das Joch zu erreichen. Kurz träumen wir und ein anderes Team von einem Paragleiter, der uns den letzten Abstieg mit 1.400 Hm einfach hinunter fliegt, dazu ein kühles Gin Tonic… ja, träumen darf man ja.

Als wir die letzten steilen Meter geschafft haben, wartet Streckenchef Martin mit einer riesen Kuhglocke auf uns. Er lässt es sich nicht nehmen, jeden Teilnehmer anzufeuern – cooler und netter Typ, ehrlich!

Florian und ich klatschen ab und freuen uns, es geht abwärts! Wirklich fluffig laufe ich nicht, aber ein beständiges Tempo ist drin und Probleme mit Knien oder sonstigen Dingen, mit denen andere Teams zu kämpfen haben, sind bei uns zum Glück nicht vorhanden. Erst ist es noch ein wenig technisch, dann wird es gut laufbar. Die Schritte sollten wie immer trotzdem sitzen, denn den Abhang sollte man nicht unbedingt hinunterkugeln. Klosters ist bereits in Sichtweite! Noch 8 Kilometer, noch 7…. wann kommt endlich das 5-km-Schild? Dort wartet nämlich ‚vpschnaps‘ (alle die Instagram verwenden: unbedingt danach suchen!). Der Partner einer Teilnehmerin wartet dort jeden Tag mit Köstlichkeiten, wie zum Beispiel Hugo. Wir genehmigen uns dort heute wirklich ein kleines Glas, denn was soll schon noch passieren? Schmeckt herrlich! Die letzten 5 Kilometer Richtung Ziel laufen toll, den ganz letzten so richtig mit Tempo.

Es ist geschafft! 7 Stunden, 17 Minuten. Ein harter Tag, der überhaupt nicht einfach war. Es wäre aber auch ein bisschen langweilig wenn der Transalpine Run locker zu bewältigen wäre – schreibe ich jetzt hier, nachdem ich schon 3 Stunden im Bett herumliege….

Wir freuen uns auf den morgigen Tag, denn wir bleiben in Klosters. Morgen ist ’nur‘ Bergsprint mit etwa 10 Kilometern und 950 Höhenmetern. Das ist, zumindest zeitlich gesehen, fast ein Ruhetag und wir müssen heute nicht mehr packen – Zeit um faul zu sein. Gute Nacht!

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