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Kompressionstrümpfe im Sport – Gag oder effektiver Nutzen

by Sigrid Eder
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Über die Sinnhaftigkeit wird viel diskutiert, aber dass es cool aussieht, darüber sind sich alle einig.

Die Verlockung mittels solcher Hilfsmittel seine Leistung steigern zu können, ist natürlich groß.

Beleuchten wir die Funktionsweise

Unter Kompression verstehen wir das Zusammenpressen von Körpergewebe und (Blut)Gefäßen. Das kann ein Kompressionsverband zur Stillung einer Blutung, ein Narbenverband, eine elastische Bandage oder auch Strümpfe und Bekleidung sein.

Unser Blutkreislauf besteht aus Arterien und Venen. Die Arterien bringen das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut bis in die entlegensten Zellen des Körpers. Die Venen haben die wesentlich schwierigere Aufgabe des Rücktransports des verbrauchten sauerstoffarmen Blutes, an der unteren Extremität (den Beinen) noch dazu entgegen der Schwerkraft. Venenklappen sichern den Fluss in Richtung des Herzens. Die Venen kümmern sich auch den Abtransport körpereigener Abfallstoffe und regeln die Körpertemperatur.

Die oberflächlichen dicht unter der Haut liegenden Venen leiten das Blut in die tieferliegenden Venen, die sich tief in der Muskulatur nahe der Knochen befinden. 90% des Blutes werden von hier zurück zum Herzen gepumpt. Auch wenn die Wadenmuskulatur durch das An- und Entspannen in der Bewegung (Muskelpumpe) den Transport unterstützt, ist das für die Venenklappen harte Arbeit.

Bei Überlastung des gesamten Systems kommt es zu vielfältigen Symptomen: Schwellungen und Schmerzen in den Beinen, müde schwere Beine, Wadenkrämpfe, geschwollene Knöchel, unruhige Beine, Venenentzündungen, Jucken und Kribbeln, vorzeitige Muskelermüdung, Muskelfaserrisse bis hin zu Shin Splints. Manchmal sind auch an der Oberfläche sichtbar erweiterte Venen die Folge.

Manche Symptome verschwinden wieder, aber so manche Besenreiser und Krampfadern bleiben für immer.

Was liegt also näher, als durch Kompression den Venen zu helfen? Die erweiterten Venen werden verengt und die Venenklappen schließen wieder. Der venöse Rückfluss ist also deutlich verbessert.

Auch das Lymphsystem profitiert von der Kompression und kann sich besser um den Abtransport von Stoffwechsel- und Entzündungsprodukten kümmern.

Zusätzlich wird die Muskulatur stabilisiert, Muskelvibrationen werden reduziert und damit wird auch Verletzungen vorgebeugt, ein verminderter Energieverbrauch ist die Folge. Die Muskulatur ermüdet langsamer, es gibt weniger Stress für Gelenke und Sehnen, die Aktivierung der Haut- und Muskelrezeptoren steigert die Propriozeption (Wahrnehmung von Körperbewegungen), es kommt ebenso zu einer spürbaren Haltungsverbesserung. Längere Belastungen sind möglich. Die Vibrationsdämpfung ist auch bei Muskelansatzproblemen (Achillessehne, Tennisellenbogen) eine Therapieoption.

Kontraindikationen – Finger weg von Kompressionsbekleidung

Darf dein Herz nicht zu stark belastet werden (z.B. Herzinsuffizienz), dann bitte zuerst mit dem Arzt sprechen. Durch die Förderung des venösen Rückstroms erhöht sich die Vorlast, das Herz hat noch mehr zu arbeiten! Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit sind die Gefäße schon verengt und dürfen nicht noch mehr komprimiert werden.

Kompressionsstärke – Strumpfmaß

Die Stärke der Kompression wird in Kompressionsklassen eingeteilt. Klasse I wird als Prophylaxe empfohlen, Klasse II bereits für stärkere Anstrengungen und zur Behandlung bestehender Probleme. Der Druck sollte zum Herzen hin definiert abnehmen. Bei Strümpfen ist der höchste Druck im Fesselbereich, 50% im Kniebereich, am Oberschenkel sind es noch 40%.

Ein definierter Druck ist Voraussetzung für eine optimale Funktion. Daher bitte die Strümpfe nicht nach der Schuhgröße kaufen, was sagt denn diese über deinen Wadenumfang aus? Umfangs- und Längenmaße sind notwendig, um den gewünschten Druckverlauf zu erreichen.

Calfes-Tubes, also knielange Strümpfe ohne Fußteil, führen oft zu einem Stau unterhalb des Fußgelenks, außerdem kann der untere Bund auch die Sehnen reizen. Dafür kann man barfuß in die Radschuhe, oder zieht seine gewohnten Socken an. Unserer Meinung nach bitte spätestens in der Ruhephase ausziehen, sonst gibt es „Krapfen“ an den Füßen.

Wann kommen Kompressionssocken, -strümpfe oder Wadenstrümpfe im Sport nun zum Einsatz?

In der Vorbereitung: Das Tragen von Kompressionsbekleidung vor einem Wettkampf oder Training verkürzt die Aufwärmphase, das Verletzungsrisiko wird reduziert. Auch beim längeren Sitzen während der Anreise macht es Sinn. Speziell bei Langstreckenflügen kann das Risiko für eine Thrombose bereits durch knielange Strümpfe wesentlich gesenkt werden.

Während des Trainings oder Wettkampfs: Verbessertes Leistungsvermögen durch effektivere Durchblutung und verbesserte Stabilisierung der Wadenmuskulatur. Vorzeitiger Muskelermüdung, Muskelfaserrissen und dem Tibiakanten Syndrom kann vorgebeugt werden. Wir raten auch zu Kompressionsstrümpfen, wenn man schnell Blasen bekommt, durch die enge Passform bilden sich sicher keine Falten.

Achtung: Kompressionsbekleidung kann z.B. beim Sitzen am Rad in der Hüftbeuge einschnüren, dann ist der Triathlon schon bald „gelaufen“, schade!

Zur Regeneration: Die gesteigerte Sauerstoffversorgung und der verbesserte Abtransport der Schlacken sorgen dafür, dass weniger Schwellungen und Entzündungen entstehen. Auch der schnellerer Laktatabbau führt zur rascheren Regeneration.

Überlebenstipp für die Kompressionbekleidung:

Nach jedem Tragen waschen, der Schweiß ist der größte Feind der elastischen Fasern, bitte ohne Weichspüler!

Text: Anita Hudelist

www.hudelist.at

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