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[highlight]Das Pitztal auf Raten durchtrailen – ein Erlebnis der Sonderklasse[/highlight]
Demütig sitze ich hier auf 3.440 m SeeHöhe und genieße meinen Bauerntoast, dazu ein alkoholfreies Weizenbier.
Die Eindrücke der letzten Tage ziehen wie Wolkenfetzen vorbei und ich versuche sie zu ordnen.
Vergangenes Wochenende war ich bei der Walser Trail Challenge am Start: Ich war ganz gut drauf und konnte – für meine Verhältnisse – ordentlich Gas geben… allerdings nur bis Kilometer 17 oder 18, da musste ich meinem hohen Anfangstempo Tribut zollen, die letzten 8 Kilometer wurden wieder einmal zur Qual. Im Ziel angekommen, waren die Strapazen jedoch schnell vergessen und die Freude über den tollen Trail in dieser schönen Gegend überwog natürlich.
Am Montag ging es weiter ins Pitztal, wo der neue Pitztal Trail am Plan stand: Das neu gegründete Pendant zum Weitwandern für Trailrunner.
ETAPPE 1
Bevor es am Nachmittag losging, wurde ich von Nathalie und Thomas vom Tourismusverband perfekt gebrieft. Am ersten Tag standen ca. 15 km und 1500 HM am Plan.
Auf Forststrassen und Waldwegen erreichte ich relativ schnell mein erstes Zwischenziel – Plattenrain – von den Einheimischen auch die – Kanzel des Oberlandesa – genannt. Von hier überblickt man das gesamte Oberinntal von Imst bis Seefeld. Ich hielt mich aber nicht allzu lange auf, da ich noch einen langen Weg vor mir hatte. Auf einem Waldweg, wo die Eierschwammerl bis auf den Weg wuchsen, ging es weiter steil bergauf. Bereits nach kurzer Zeit kam ich auf eine breite Forststraße, welche mich direkt zur Venetalm brachte. Dort angekommen, hatte ich noch genug Zeit für meinen Abstieg nach Wenns. Also nützte ich die Gelegenheit, unterhielt mich ein paar Minuten mit der Hüttenwirtin und genoss ein wohl verdientes Almgetränk.
Gut gestärkt und voll motiviert ging es auf lässigen Waldsteigen Richtung Larcheralm und von dort auf einem herrlichen Downhill Richtung Wenns. Ein paar hundert Meter nach der Alm bemerkte ich, dass ich einen Wegbegleiter hatte: Der Border Collie vom Hüttenwirt verfolgte mich ganz unauffällig. Als ich ihn bemerkte, lieferten wir uns ein Rennen.
Immer wieder wartete er auf mich, um mich dann mit dreifacher – Kilian-Geschwindigkeita – zu überholen.
In Wenns kannten sie meinen Trailpartner natürlich, der Besitzer wurde verständigt, welcher ihn dann mit dem Jeep holen kam.
Im Landhaus Gasser verbrachte ich eine angenehme Nacht und genoss ein kräftiges Frühstück, bevor ich mich auf den Weg Richtung Scheibe begab.
ETAPPE 2
Das würde heute ein längerer Tag werden – ca 32 km und an die 2.200 HM standen auf dem Programm.
Nach kurzer Rücksprache bzgl. der Strecke im Tourismusbüro begab ich mich entlang der Straße hinauf bis nach Matzlewald und dann weiter Richtung Kienberg, entlang einer Forststraße.
Immer wieder tut sich der Blick auf hinunter ins Pitztal und hinaus ins Inntal. über Steinhof kommt man nach Graslehn, ein genialer kleiner Fleck Erde, mit ein paar wunderschönen Wochenend- bzw. Bauernhäusern, sowie einer kleinen Kapelle.
Ein guter Platz für eine kurze Pause und einen Schluck aus dem Almbrunnen.
Weiter geht es zur äußeren Ritzenrieder Alpe, wo man sich am besten immer Richtung Straßbergalm hält. Kurz bevor man die Hütte erreicht, biegt man vor einem Almgatter links ab und folgt dem steil bergauf führenden Wanderweg. An der äußeren Ritzenrider Alm geht es vorbei, weiter zur Sällbergalm. Dort gännte ich mir ein Hauswürstel und ein alkoholfreies Bier, um genug Kraft für den restlichen Weg zu haben.
Via Mauchelealm geht es weiter am Pitztaler Almenweg, bis zur Neubergalm. Mein nächstes Zwischenziel wartete: die mir schon bekannte Tiefentaler Alm. Diese Alm ist mit Sicherheit eine der schönsten im ganzen Pitztal – deshalb hatte ich hier meine nächste Pause eingeplant. Am Besten ist es, sich ein bisschen Zeit zu nehmen und sich mit den Wirtsleuten unterhalten. Ich habe hier schon einiges über die Berge, die Trails und die Menschen im Pitztal erfahren können.
Die Zeit verging wie im Flug, ich musste mich beeilen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit das Tal zu erreichen.
Ich lief weiter zur Arzler Alm – abzweigen auf den Jägersteig – und gab noch einmal richtig Gas, bis mich 500 HM und 15 Minuten später der Trail mitten im Ort Scheibe ausspuckte. Im Gasthof zur Einkehr war ein gemütliches Zimmer für mich reserviert.
Nach einer Dusche und einem Köstlichen Abendessen fiel ich todmüde ins Bett und ließ mich vom Rauschen des Baches in den Schlaf wiegen.
ETAPPE 3
Am nächsten Tag war er dann endlich da – der vom Wettermann versprochene – blaue Himmel. Bester Laune und voll Vorfreude konnte die nächste Etappe starten!
Diese führt erst einmal zurück hinauf zur Arzler Alm um wieder auf den Almenweg zu gelangen.
Die vielen kleinen Bäche und Wasserfälle machen den Weg hinauf zum Mittleberger See sehr kurzweilig. für mich das absolute Highlight der gesamten Tour war dieser türkisgrüne Almsee – hier muss man sich unbedingt für eine kurze Pause Zeit nehmen. Es war windstill und herrlich ruhig, sodass ich eigentlich noch länger bleiben wollte. über Saasen, welcher auch der höchster Punkt bei meinem Trail durchs Pitztal sein sollte, führte mich mein Weg weiter, wieder hinunter zum Karlesegg. Dort erlebte ich zum ersten Mal Murmeltiere in freier Wildbahn. Auch dort nahm ich mir wieder Zeit, um dieses faszinierende Schauspiel zu beobachten. Zahlreiche Wanderer und Trailrunner waren hier unterwegs….
Mein Weg führte mich weiter, idyllisch entlang des Baches, hinunter nach Plangeroß – meinem Ziel. Ich freute mich schon auf ein Wiedersehen mit Alex und Willi, den Wirtsleuten vom Hotel Sonnblick, wo ich die letzte Nacht verbringen würde.
Doch bevor ich zum Schlusssprint ansetzte, nütze ich noch die Labestation am Berg und genehmigte mir ein – ehrliches Bierchena – bei der Plangeroßer Alm. Ein gemütliches Tratscherl mit dem Hirten über Gott und die Welt und ein lässiger Downhill hinunter ins Tal beendeten mein kleines Abenteuer Pitztal Trail.
FAZIT
Der Pitztal Trail war eine Reise wert – faszinierende Landschaft, schöne Almen, coole Trails und nette Leute. Ich komme wieder, aber das nächste Mal nicht alleine, denn mit Freunden macht es sicher noch mehr Spaß!
Text: Norbert Wastian / Trailrunning Szene